Windhunde

Gene versus Erziehung!

 

Windhunde

Seit einiger Zeit gibt es Tierschutzorganisationen, die sich um die Vermittlung von Windhunden, besonders aus Spanien, bemühen. Windhunde werden vor allem wegen ihrer Ruhe im Haus und ihrer liebevollen Anhänglichkeit gegenüber dem Menschen geschätzt. Auch bezüglich der Sozialverträglichkeit gegenüber anderen Hunden bestehen meist kaum Schwierigkeiten und somit werden diese Hunde oft als „Anfängerhunde“ bezeichnet und empfohlen. Durch ihr zartes Erscheinungsbild und ihr ruhiges Wesen vermitteln sie den Eindruck ein Hund ohne Problempotential zu sein.
Dabei sollte man bedenken, zu welchem Zweck Windhunde in ihren Ursprungsländern gehalten werden: Windhunde, wie Galgos und Podencos, werden von Jägern (Galgueros) für die Hasenjagd gehalten. Die Jagdschärfe des Galgos ist nicht wegzudiskutieren und man muss sich bewusst sein, dass diese Hunde ohne Erziehung nicht von der Leine gelassen werden können. Leider sind diese Hunde, aufgrund ihrer Jagdpassion, bei uns oft an ein Leben an der Leine verdammt. Jedoch bedeutet das nicht, dass man Galgos und Podencos nicht erziehen kann bzw. sollte. Hunde, die mit solchen Geschwindigkeiten über die Wiesen laufen wollen, brauchen einen guten Grundgehorsam und eine hohe Bereitschaft auf Rückruf zu kommen. Dies erreicht man unter anderem mit Alternativbeschäftigungen, Konsequenz und einem klaren Trainingsaufbau beim Abruf, der auch Abbruchsignale beinhaltet.

Gene versus Erziehung

Eine fast schon philosophische Frage stellt sich mir fast täglich: In wie weit kann man Lebewesen verändern? Ihren Charakter, ihre Wertvorstellungen, ihre in der Vergangenheit gemachte Erfahrungen und ihre in die Wiege gelegten Gene?
Aber nicht nur die Frage, ob man dies tun kann, sondern auch WIE man dies tun sollte beschäftigt Lehrer, Wissenschaftler, Psychologen und letztlich auch Hundetrainer.

Nehmen wir ein Kind, dessen Eltern beide künstlerische Berufe haben. Nun fängt das 5jährige Kind an eifrig zu malen und zu zeichnen und dies mit beträchtlichem Talent. Als Eltern sollten wir uns darüber freuen und das Talent fördern, aber auch lenken.
Ist es nicht notwendig, dass es auch lernt, dass es trotz seiner Begabung auch seine Mathe-Hausaufgaben machen muss? Wenn es sich mit ca. 10 Jahren auf den Boden wirft und anfängt zu schreien, weil es seine Mathe-Hausaufgaben nicht machen möchte oder sogar anfängt gegen die Eltern aggressiv zu reagieren nur weil es auf Mathe keine Lust hat, dann wissen wir doch, dass da etwas falsch gemacht wurde, oder?

Das heißt, wir müssen auch einem Kind mit viel Talent beibringen, wann es das Talent ausüben darf und wann nicht. Wir erwarten doch auch, dass dieses Kind mit malen aufhört, wenn wir es bitten ins Bett zu gehen.
Als Eltern versuchen wir unser Kind zu erziehen und ihm beizubringen was richtig und falsch ist. So ist es nun mal nicht erwünscht, ein Wohnhaus zu besprühen oder eine Einfahrt zu bepinseln und wenn noch so viel Talent dafür vorhanden ist.

Unseren Hund müssen wir ebenfalls erziehen und seine Talente lenken!

Als erstes muss ich als Hundebesitzer erkennen, wo die Talente bei den einzelnen Hunden liegen. So kann ein Herdenschutzhund toll bewachen. Das wurde jahrelang genetisch verankert. Das kann er schon, das muss ich ihm also nicht beibringen. Ich muss ihm aber beibringen, wie er mit seinem Talent umgehen sollte. Er muss mich NICHT auf unserem Spazierweg vor einer alten Dame mit ihrem Rollator beschützen und wenn dies noch so gruselig für meinen Hund aussieht. Er kann lernen, dass er mich anschaut und sich auf mein Urteil verlässt: Signalisiere ich ihm Entspannung, dann sollte er entspannt neben mir hergehen – falls die Dame nun ein Messer ziehen und mich bedrohen würde, kann er sein Talent gerne entfalten.

Windhunde können jagen. Das heißt ich brauche ihm dieses Können nicht beibringen. Was ich ihm aber beibringen kann und sollte ist, wie und vor allen Dingen, wann er damit aufhören muss.
Ich kann ihn jederzeit nach Mäuschen buddeln lassen und kann dabei wunderbar üben, ihn auch aus dieser Situation abzurufen. Wenn er gelernt hat, sich aus allen Situationen abrufen zu lassen, hat er wirkliche Freiheit. Die Freiheit ohne Leine über die Wiesen zu preschen und seine Geschwindigkeit auszuleben.
Die Verhaltenskette des Jagens beinhaltet verschiedene Sequenzen, die bei unterschiedlichen Jagdhunderassen unterschiedlich herausgezüchtet (hypertrophiert) wurden. Beim Windhund ist diese Sequenz das Hetzen.
Trotzdem kann man z.B. einem Galgo sehr gut beibringen, dass er sich unterbrechen lässt und sich dem Besitzer zuwendet. Falls der Besitzer seinen Galgo natürlich nicht von einem anderen Hund, Mensch oder einer Scheibe Salami abrufen kann, wird dies bei einem davonlaufenden Hasen hoffnungslos sein.

Ein ständiges an der Leine gehen, ist ein indiskutables Hundeleben und tierschutzrelevant.
Meine Erfahrungen als Hundetrainerin, aber auch die meiner Kollegen, bestätigten, dass man auch diese Hunderasse artgerecht erziehen kann und danach in den Freilauf „entlassen kann“.

Dies erfordert natürlich den Willen des Besitzers, seinen Hund zu erziehen und nicht das Schönreden einer Situation, die für den Hund alles andere als artgerecht ist.

Kontakt

Christel Löffler

Dialog - Mensch - Tier

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